Einleitung:

Farbe Eigenschaft und Wirkung

Erscheinungsform Farbe

Polarität der Farbe

Farbenergie - Farbwirkung

Farbsymbolik

Farbe im Wandel der Zeit

Methaphysik - Wahrnehmung

Farbe - Bewusstsein

Farbe - Bewusstseinsebenen

Quellennachweis

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Die Farbe Rot

Rot wirkt nahe, greifbar und materiell im Gegensatz zu Blau, das entfernt, immateriell und transparent wirkt. Rot ist die Farbe der Kraft, der Aktivität und der Aggressivität. Blau dagegen wirkt sanft, passiv und ruhig. Rot wird assoziiert mit Feuer und Männlichkeit, Blau dagegen mit Wasser und Weiblichkeit. Es gibt jedoch auch ein weibliches Rot. Es ist das dunkle Rot. Naturreligionen assoziieren Rot mit einer geschlechtsbezogenen Symbolik des Blutes. Das helle Rot symbolisiert das Männliche, die Leidenschaft, dagegen das dunkle Rot das Weibliche, die Fruchtbarkeit. In Wüstenländern wird Rot mit Gluthitze gleichgesetzt und bekommt einen unangenehmen, negativen Aspekt. In kalten nördlichen Ländern, wo man sich nach Wärme sehnt, hat Rot eine angenehme, positive Bedeutung. Im russischen Sprachgebrauch steht Rot synonym mit wertvoll und schön. In manchen Sprachen wird Rot gleichgesetzt mit farbig: so im spanischen wo Rot "colorado" heißt. In den Weltsprachen ist Rot ist die älteste und ursprünglichste Farbbezeichnung. Rot wird allgemein mit Blut und Feuer assoziiert. In der Hebräischem Sprache haben Blut und Rot denselben Ursprung. Bei den Eskimos bedeutet Rot wörtlich übersetzt "wie Blut".

Symbolik, Kult und Geschichte

Die Symbolik von Rot entwickelt sich aus der affektiven Wirkung dieser Farbe. Rot wird in jeder Kultur mit schicksalhaften Vorgängen des Lebens, wie z. B. Geburt, Verwundung, Krieg in Verbindung gebracht. Blut und Feuer sind in allen Kulturen symbolisch tief im Unterbewußtsein verankert. Blutopfer waren in allen früheren Religionen üblich. Nicht nur Tiere wurden geopfert, um die Götter zu erfreuen: das unschuldige Blut von Kindern und Jungfrauen galt als besonders opferwürdig. Blut beziehungsweise Rot, bedeutete Kraft und Energie. So wurden in früheren Zeiten Neugeborene im Blut kräftiger Tiere gebadet; man glaubte damit die Kraft des Tieres auf den Menschen zu übertragen. Als Farbe des Blutes wird Rot im Zusammenhang mit Opferhandlungen z.B. das Schlachten von Tieren gesehen. In früheren Jägerkulturen wurden die Tiere, die man zur Lebenserhaltung jagte, auch den Göttern geopfert. Die Opferhandlung symbolisiert die Erneuerung des getöteten Lebens und man bezweckte gleichzeitig ein Wiedergutmachen des Frevels an der Natur. In matriarchalen Kulturen galt die Rot - Symbolik vor allem für die weiblichen Göttinnen der Fruchtbarkeit. Die auch als Ochsenblut bezeichnete rote Erdfarbe wurde oft dazu verwendet, Opferstätten wie Höhlen oder unterirdische Tempel, die uns unweigerlich an einen Mutterleib erinnern, damit auszumalen. Mythen über das Mysterium des Lebens erneuernden Opfertodes kennen wir z. B. vom kretischen Demeter-Mythos. Persephone vollzieht die heilige Hochzeit mit dem König auf den reifen Feldern (Rotsymbolik von Reife); im Herbst tötet sie ihn, beklagt ihn und geht auf die Suche nach ihm in der Unterwelt. Der mit Wein und Blut in Verbindung gebrachte Gott Dionysos wird nach seiner mystischen Hochzeit mit dem ihm zugeordneten Opfertier, dem Ziegenbock identifiziert, zerrissen und getötet. Diese Blutopfer dienten der Stärkung der roten Göttin der Liebe und waren gleichzeitig auch eine Verherrlichung des Königs. Das Blut wurde von vielen alten Völkern als Sitz der Seele betrachtet. Mit den Ritualen und Opferhandlungen wollte man teilhaben am Göttlichen. Aus Ehrfurcht vor dem Göttlichen der Seele, wurde das Blut tabuisiert und sakralisiert. Blut bzw. Rot wurde auch als Lebens erneuernde und reinigende Kraft interpretiert. So auch im neuen Testament " wird" das vergossene Blut Christi" sowie " durch Christi Blut gereinigt" als Erlösung, Erneuerung, und Reinigung gesehen. Wir erkennen Hintergründe die von früheren alten Opfervorstellungen her stammen. Die liturgische Farbe der katholischen Kirche zur Erinnerung an das vergossene Blut Christi ist Rot. Während der Passionszeit erinnern uns rote Meßgewänder, Altardecken und Kanzelschmuck an das Leiden und das vergossene Blut Christie. In der christlichen Kultur wurde das Rot gefürchtet, da es das Zerstörerische, das Aggressive, das Leidenschaftliche und das Lasterhafte ausdrückt. In der kirchlichen Inquisition wurde die Feuerkraft, das Rote als Läuterung und Vernichtung des Bösen und Unzüchtigen gesehen. Damit legitimierte man die Verbrennung von Hexen und Ketzern. Das Dämonisierende von Rot im Katholizismus war der erotisch- sexuelle, unzüchtige und satanische Aspekt dessen. Daher ist es nicht selbstverständlich, daß das belastete Rot als Symbolfarbe des Christentums aufgenommen wurde. Durch das vergossene Blut Christi am Kreuz, zur Erlösung der Menschheit, als auch durch das Blut von unzähligen Märtyrern, wurde Rot tabuisiert, bzw. kanonisiert. Das Rot- Erleben wird in der christlichen Symbolik mit Christus und dessen Tod als Erfüllung und Beendigung aller Blutopfer verstanden. Rot ist die christliche und Symbolfarbe für die Hingabe und die Opferliebe. Der religiöse Mensch des Mittelalters sah im Rot einen Hinweis auf christliche Liebe, Passion und Martyrium. Maria Magdalena erscheint auf mittelalterlichen Abbildungen als Liebende unter dem Kreuz oft in Rot gekleidet. So auch der Lieblingsjünger Johannes der Täufer. Die rote Rose verweist im Christentum auf das vergossene Blut Christi, die Wunden sowie auf die Symbolik der Wiedergeburt. In der christlichen Malerei war die Rose ein Attribut mit dem Maria und Heilige dargestellt wurden als Symbol der Anteilnahme am Leiden Christi. Der dunkle edle Purpur, der Purpurmantel wird auf den Bildern für Gottvater dem König der Könige gebraucht. Das psychische Erleben mit Rot und Blut wurzelt in der Urerfahrung der Menschheit. Das Erleben wird mit einem Verströmen des Lebens, Opfer, Kampf und Tod, aber auch mit Fruchtbarkeit, Lebenserneuerung, Geburt, Reinigung, Läuterung und in einem gewissen Sinne mit Unsterblichkeit in Verbindung gebracht.

Die kraftvolle Eigenschaft der roten Farbe und deren Assoziation mit Blut und Verwundung machte sie zur Farbe des Krieges. Dem Kriegsgott Mars ist die rote Farbe geweiht, die Tapferkeit im Kampf symbolisiert. In Irland hießen die alten Krieger Ruadh, die Roten. Im alten Rom trugen die Kaiser und kriegführenden Generäle Rot. Der Kaiser von Byzanz hüllte sich derzeit in ein Purpurgewand. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Rot eine beliebte Farbe für Soldatenuniformen. Die roten Röcke eines Heeres demonstrierten Macht und Stärke. Bei einer modernen Kriegführung, bei der nicht mehr von Mann zu Mann gekämpft wird, sondern bei der aus dem Hinterhalt geschossen wird, ist die rote Farbe nicht mehr aktuell; man benötigt heute unauffällige Tarnfarben. Rot ist die Farbe der Justiz: Blut wird mit Blut gesühnt, so in der früheren Rechtsprechung. Rote Wimpel wurden in mittelalterlichen Städten gehißt, um den Gerichtstag anzukündigen. Todesurteile wurden mit Rot unterschrieben, der Henker trug Rot. Bis auf den heutigen Tag tragen Richter rote Talare. Die Symbolik der roten Farbe und des Blutes wurde in früheren Zeiten auf Behandlungsmethoden der Medizin übertragen. In der Medizin früherer Zeiten wurde gleiches mit gleichem behandelt. Die Formel dieses Analogie - Zaubers war wie folgt: rote Krankheiten (Entzündungen, Ausschläge) wurden wenn nicht mit Blut, mit einer roten Farbe behandelt. Die Mittel waren z. B. rote Rosenblätter, roter Stoff, rote Salben und Pflaster, all dies diente zur Wundbehandlung. Im Volksbrauchtum schrieb man umgebundenen roten Fäden magische Kräfte zu. Wenn auch in der heutigen Zeit das magische Denken schwindet, so wird Blut dennoch als Essenz der Lebenskraft angesehen. Rot symbolisiert das Animalische, Grün wird mit pflanzlichem Leben assoziiert. Gefühle, die das Blut in Wallung versetzen, wie z. B. Liebe, Haß, Ausgelassenheit, Leidenschaft, Zorn und Ärger werden mit der Farbe Rot assoziiert. Das Blut steigt einem in den Kopf, wenn man sich ärgert, die Gesichtsfarbe verändert sich in Rot, ebenso bei Verlegenheit, Verliebtheit oder Scham. Bei Zorn- und Wutausbrüchen sieht einer nur noch Rot, wie es im Volksmund heißt.

Parallel zur Symbolik von Rot als Symbol des Blutes gibt es eine Symbolik von Rot als Symbol des Feuers. Ebenso primär wie der Glaube an die Kraft des Blutes ist die Verehrung des Feuers als göttliche Kraft. Die Bewegung der Flamme von der Erde zum Himmel wird als transzendentale Ausrichtung zum Göttlichen gewertet. Die Gegenbewegung des Blitzes, die vom Himmel zur Erde verläuft, wird als Götterfunke gedeutet. Götter erscheinen als Feuer oder in Feuerwolken. Zeus sendet feurige Blitze aus dem Himmel, Gottvater erscheint Moses als brennender Dornbusch und der heilige Geist wird oft in der Form einer Flamme dargestellt. Das Feuer, so glaubte man, kam durch die Götter auf die Erde. Der Prometheus- Mythos spricht vom Raub des Feuers; Prometheus raubt das Feuer für die Menschheit und macht sich in der Götterwelt unbeliebt. Für die Menschheit bezeichnete das Feuer den ersten Schritt in die Zivilisation. Es ist der Weg vom wilden Tier- ähnlichen Menschen zum kultivierten denkenden Menschen. Der Mensch hat ein Haus und ein Herdfeuer. Die rohen Speisen werden zu gekochten Speisen transformiert. Dieser Wandlungsprozeß der Transformation durch das Feuer, des Erhitzens, Verbrennens und Erwärmens begegnen wir später wieder in der Alchemie und in der modernen Chemie. Die prozeßhafte Wandlungssymbolik werden uns in einigen Mythen beschrieben. So ist der Mythos vom Vogel Phönix bekannt, der verbrennt, sich von der Asche erhebt, sich zu neuem Leben wandelt und durch diese Transformation stärker als zuvor ist. Das Rot der Flammen hat ihn geläutert und gewandelt und erneuert. Auch Mercurius voll innerer Glut bewirkt durch seine Erscheinungsform ein Umschmelzungs- und auch ein Wandlungsprozesse. Er symbolisiert in seiner roten Erscheinung die Verwandlung zu Liebe und Leidenschaft aber auch zu Wut und Haß. Mercurius hat auch eine grüne Erscheinungsform; dann ist er der Grüne, der alles belebt und als Lebenssaft in den Bäumen und Pflanzen kreist. Ganz anders ist die Feuersymbolik beim Pfingstfest. Hier kommt der Heilige Geist in Form von Flammen auf die Häupter der Jünger und entzündet den Geist der Jünger. Es passiert eine Transformation in spiritueller Hinsicht. Es ist dies eine Erleuchtung und ein geistiges Entbrennen durch den Heiligen Geist. Entbrennen, Entzünden, Anfeuern, sind Ausdrücke die von der Feuersymbolik her stammen und auf das Emotionale und das Sinnenhafte im Menschen übertragen werden. Das Wort "Brunst" kommt vom Brennen und bezieht sich auf den Sexualtrieb. Das Entbrennen in Liebe und Leidenschaft beschreibt eine emotionelle Regung, die von unserer Seele herrührt.

Der symbolische Gehalt einer Farbe in der Neuzeit findet Ausdruck in der Politik zur nationalen Identifizierung, oder als Zugehörigkeit zu einer Partei und im Geschäftsleben zur "Cooperate Identity". Rot ist auffällig signalisiert und macht auf sich aufmerksam. Da nur sehr wenige Farbstoffe in früheren Zeiten lichtecht waren, außer Kermes- und Krapprot, ist es nicht erstaunlich, daß Rot die meist verwendete Farbe bei Flaggen und Fahnen war. Rot war die Freiheitsfahne der Jakobiner 1792. Rot ist die Farbe verschiedener Arbeiterbewegungen. In der russischen Revolution wurde die rote Fahne der Arbeiterbewegung zur Fahne des Sozialismus und des Kommunismus. "Die Roten" bedeutet im russischen gleichzeitig die Guten, "der rote Platz" in Moskau ist auch der schöne Platz, "die rote Armee" die herrliche Armee. Bei uns hat Rot im politischen Sinn eher eine abwertende Bedeutung. Man spricht von der "roten Gefahr" und meint damit China. "Die Roten" sind die Sozialdemokraten, Kommunisten und Linksradikale. Hitler wählte als Grundfarbe des Hakenkreuzbanners Rot, als Bezugsfarbe zur Arbeiterbewegung. Zur Etablierung einer Massenpartei brauchte er die Sympathien der Arbeiter. Unternehmen, wie Mc - Donalds, Coca Cola, Malboro u. s. w. verwenden in ihrer Werbung ihr ganz spezifisches Rot als Erkennung. Im Straßenverkehr wird Rot weltweit als Signal und Verbotsfarbe eingesetzt. Wer Rot mißachtet macht sich strafbar. Rot signalisiert Gefahr, markiert Alarmknöpfe, Feuerlöscher und Notbremsen. Mit Rot werden Preise reduziert, man verkehrt in roten Zahlen, mit andern Worten man macht Verluste. Mit Rot werden Korrekturen angebracht. Man spricht von einem roten Faden, der sich durch eine Rede oder eine Erzählung zieht.

In der geschichtlichen Tradition des Mittelalters galt Rot als teuerste und edelste Farbe. Die Herstellung und die Beschaffung waren aufwendig. Der Wert der Farbe wurde gesteigert durch ihre Magie. Der Glaube, daß rote Kleidung Stärke und Macht verleihe, wurde vom Adel bewußt eingesetzt. Rot durfte nur von Adeligen getragen werden und wurde Untertanen verboten. Auf unstandesgemäßes Tragen von Rot wurde sogar die Todesstrafe verhängt. Jedoch, als der Adel seine wirtschaftliche Macht einbüßte, verlor er das Privileg des Tragen, eines roten Mantels: Gelehrte, Patrizier und Handelsleute begannen ab dem 15. Jahrhundert rote Mäntel zu tragen. 1524/25 im Bauernkrieg, als man sich gegen den Adel aufzulehnen begann, forderten die Bauern das Recht des Tragens einer roten Schaube (Mantel) als sichtbares Zeichen sozialer Aufwertung. Bis zur französischen Revolution gab es in Europa Kleiderordnungen. Es gab standesgemäße Kleidungsstücke, Stoffe und Hierarchien der Farben. Reine leuchtende Farben waren die Farben der Reichen, matte unreine Farben die der Armen; das war das Gesetz der mittelalterlichen Farbigkeit. In der Mode unseres Jahrhunderts, sind reine Farben fast ganz verschwunden. Ein Knallrot wirkt heutzutage eher ordinär als standesbewußt. Man kann sich heute kaum eine Männerkleidung in einem leuchtenden Rot vorstellen. In der Damenmode ist ein leuchtendes Rot denkbar, jedoch wird dieses eher als extravagant und nicht als nobel gewertet.

Die synthetische Herstellung von Rot hat frühere sehr aufwendige Färberverfahren vereinfacht und damit ist die Wertschätzung von Rot gesunken. Die frühere Herstellung von Purpurrot machte man aus getrockneten weiblichen Schildläusen. Diese Schildläuse hatten sich an den Blättern der Kermeseiche festgesaugt und wirkten durch ihre Unbeweglichkeit wie Beeren. Zur Herstellung eines Kilos von diesem Farbstoff benötigte man 140000 Läuse, die mit einem Holzspachtel von den Blättern gekratzt wurden. Getrocknet wurden die Läuse in einem weiteren Verfahren zu einem Pulver zerrieben. Die Ausgiebigkeit eines Kilos Läusefarbe reichte gerade mal für das Färben von 10 Kilo Wolle. Der Arbeitsprozeß war mühevoll und teuer. Kermesrot ist äußerst lichtecht im Gegensatz zu anderen roten, natürlichen Farbstoffen, die schon nach kurzer Zeit verblassen. Mit Kermes gefärbte Gewänder waren über Generationen farbecht. Ein seit der Antike bekannter Farbstoff war Krapp. Dieser Farbstoff wird aus den Wurzeln der Krappflanze gewonnen. Die Haut der Wurzel wird abgezogen und zum Trocknen gelegt, wodurch sie leuchtend Rot wird. Nach dem Trocknen werden die Wurzeln zu rotem Pulver gemahlen. Krapplackrot wurde zu Textil- und zu Malerfarben verarbeitet. Krapplackrot existiert noch stets als Künstlerfarbe. Der beste Krapp kam aus Kleinasien. Im 16. Jahrhundert gelang es den Holländern, Krapp in bester Qualität anzubauen. Rote Kleidung wurde von nun an auch für den bürgerlichen Stand erschwinglich. Mit der Entdeckung Amerikas kam aus Mexiko ein neues besseres Rot: das Rot der Cochenillelaus, das den Kermes verdrängte. Der aus Cochenilleläusen gewonnene Farbstoff war Karminrot, derjenige aus Kermesläusen Scharlachrot. Für die Rotfärberei brauchte man Alaun, das aus Ägypten und der Türkei importiert wurde. Die Stoffe wurden mit der Beize Alaun vorbehandelt, damit sich die Farbstoffe mit dem Gewebe verbanden und damit sie lichtbeständig wurden. Bis zum 17. und 18. Jahrhundert waren noch stets siebzehn Arbeitsgänge nötig, um ein schönes Rot zu färben. Im 19. Jahrhundert wurden die Künste der Färber durch die synthetische Herstellung der Farben und deren vereinfachte Färbungsprozesse überflüssig. 1871 wurde in Deutschland künstliches Krapprot hergestellt. Das war eine Konkurrenz für die französischen Krappbauern, die damals ganz Europa belieferten. Um die französische Naturfarbe von der aus Deutschland kommenden Kunstfarbe zu retten führte die französische Armee neue Uniformen ein. Alle Soldaten trugen nun mit Krapp gefärbte Hosen, was ihnen den Spitznamen "Rothosen" eintrug. Jedoch die staatliche Unterstützung war vergebens. Der künstliche Krapp wurde stets billiger, so daß die französischen Krappbauern kapitulieren mußten. In Spanien gibt es noch Plantagen mit Kakteen für die Conchenilleläuse zur Gewinnung des organischen Farbstoffs. Diesen verwendet man noch heute als Lebensmittelfarbe und in der kosmetischen Industrie zur Herstellung von Lippenstiften.

Assotiationen zu Rot

Die häufigsten spontanen Assoziationen zu Rot sind Feuer, Blut, Glut und Hitze. Das Spektrum der Rottöne beginnt von Zinnober einem hellen warmen Rot, zu einem kräftigen Karminrot und verdunkelt sich in einem Purpurrot. Bei dem Zinnoberrot sind die häufigsten Assoziationen Glut, Feuer, Eros, Gefahr, Signal. Gefühlsmäßig steht Zinnober für das feurig brennende Verlangen, sowie Passion, Erotik und Sexualität. Ein auffallendes Rot, wie Zinnober, warnt uns im Straßenverkehr. Markierungen, Abgrenzungen, Alarmknöpfe und Schalter werden oft in einem leuchtenden Rot gehalten. Karminrot wird meist mit Blut, Kraft, Macht, Liebe und dem Herz assoziiert. Karminrot hat durch seine volle tiefrote Strahlung eine starke energetische Wirkung auf uns und wir assoziieren diese Farbe mit Wärme, pulsierende Aktivität, Tatkraft und Unruhe. Ein kräftiges Rot ist aufdringlich und kommt visuell auf uns zu. Purpur, der hin zum Blau tendiert, erzeugt ein Gefühl von Abstand, Erhabenheit und Ehrfurcht. Purpur hat etwas Edles und Mächtiges. Von daher ist es logisch, daß die Farbe von Königtum, Klerus, Richtern und Würdenträgern getragen wird. Die Assoziationen von Rot mit Blut und Feuer können wir als archaisch und universell betrachten. Mehr alltägliche, mit dem Körpergefühl verbundene Assoziationen zu Rot sind z.B. rote Haare, rote Lippen, Erröten, Hitze, Wärme, Lust, Wunde, Schmerz, Geburt und Menstruation. Kampf, Krieg, Gefahr, Schlachtung, Blutopfer sind Assoziationen zu gesellschaftlichen Aspekten. In unserer Phantasie und oft auch in Träumen assoziieren wir Rot mit einer Rose. In der Antike war die Rose Aphrodite bzw. der Liebesgöttin Venus geweiht. Ein anderer Mythos sagt, daß die rote Rose aus dem Blut des Adonis entstanden ist; daher der Name Adonis-Röslein. In Rom diente die Rose der Bekränzung und der Verherrlichung des Gottes Dyonysos.. Heutzutage, wie schon in der Antike, assoziieren wir die Rose mit Fruchtbarkeit, Passion, Liebe und Treue. Assoziationen von Rottönen in der Natur verbinden wir mit dem Sonnenaufgang, bzw. dem Sonnenuntergang, Blumen und Früchten. Der Reifungsprozeß von Früchten bei einem Apfel, einer Erdbeere, einer Kirsche, einer Tomate vollzieht sich vom Grün als Unreife zum Rot als vollendete Reife. Bei Edelsteinen assoziieren wir Rubinrot und das Rot von Karneol. Die rote Farbe dient als Symbol der Warnung. So haben wir die Rote Ampel, Verkehrsschilder, die uns auf Gefahren hinweisen, Absperrungen, Markierungen u. s. w.. Rot wird mit der Feuerwehr, dem Roten Kreuz, den Sozialdemokraten, den Kommunisten, der roten Brigade, der roten Armee assoziiert. Rot steht für Ausdruckswerte wie Frische, Vitalität, Kraft, Macht, Rebellion, Krieg, Kampf, Gefahr. Auf das Körpergefühl bezogen assoziieren wir Rot mit Lebenssteigerung, Nähe, Sinnlichkeit, Sexualität, Leidenschaft, Passion, Erregung. Rot ist auch die Farbe des Lasters, der Hölle und des Satans.

Assoziationen: Blutrot, Feuerrot, Glutrot, Rose, Hitze, Schmelztiegel, Flamme, Süden, Flaggenrot, Fahnenrot, Ampelrot, Weinrot, Kardinalrot, Rubinrot, Fuchsiarot, Erdbeerrot, Tomatenrot, Kirschenrot, Paprikarot, Ziegelrot, Rostrot, Lippenstiftrot, Hahnenkammrot, Pigmente: Cadmiumrot, Karminrot, Vermillonrot, Sienarot, Signalrot, Scharlachrot, Rubinrot, Bordeauxrot, Permanentrot, Lackrot, Magentarot, Purpurrot.

Die psychoenergetische Wirkung von Rot

Die Skala von Rottönen von einem warmen feurigen bis zu einem kalten distanzierten Rot haben eine ganz unterschiedliche emotionale und energetische Wirkung auf unseren Körper, die Seele und den Geist. Die Ausdrucksskala unterscheidet sich, ob es sich um ein helles Rosa, zartes Lila ein erdiges dunkles Rot oder ein Purpurrot handelt. Mit einem hellen rot, einem Lila oder einem Rosa werden psychoenergetisch zarte Gefühle und Lieblichkeit ausgedrückt. Im Zinnoberrot brennt Eros, Leidenschaft und Trieb. Die Auffälligkeit der Farbe weckt Aggression und Rebellion. Das Karminrot befindet sich in der Mitte der Rotskala. Es ist Sinnbild von Völle, Reife, Vitalität und Kraft. Ein Rubinrot ist Sinnbild der Pracht und der Festlichkeit. Strahlung, Reinheit und einen Stich zum Blau machen Rubinrot zum Sinnbild der Verschmelzung des irdischen Rot mit dem geistigen Rot. Das Purpurrot mit einer eindeutigen Tendenz hin zum Blau verleiht der Farbe Würde, Distanziertheit und Geistigkeit. Ein Rot der Hingabe und der Liebe unterscheidet sich von einem Rot der Aggression und der Gewalt. Für Mut, Tatkraft und Entschlossenheit können wir uns keinen zarten Rosaton vorstellen. Wir wählen dafür ein kräftiges volles Scharlachrot. Jedoch die Rotkomponente eines kämpferischen Rot mit dem eines leidenschaftlichen können eine gleichwertige Rotskala aufweisen. Rot hat energetisch je nach Helligkeit zwei unterschiedliche Wirkungsfelder. Das helle Rot wird der geistigen und körperlichen Entzündung zugeschrieben und als männlich gesehen, während das dunkle Rot mit Weiblichkeit, Fruchtbarkeit, Menstruation, Blut dem Irdischen in Verbindung gebracht wird. Während das helle, feurige, glühende Rot anregend, dynamisch und freudig auf uns wirkt, hat ein dunkles tiefes Rot eine passive, erdverbundene, kraftvolle Wirkung auf uns. Rot ist extrovertiert nach außen gerichtet und wird von offenen und kommunikativen Menschen bevorzugt, im Gegensatz zu dem Blau das für das Introvertierte, die Stille, die Tiefe sowie für das in sich selbst Begrenzte steht. In der alten Lehre der Temperamente, spricht man von einem sanguinischen "warmblütigen Charakter". Diese Bezeichnung stammt vom lateinischen " sanguss" Blut. Wenig gefühlsbetonte, wortkarge, und distanzierte Menschen werden dagegen als "kaltblütig" bezeichnet und mit der blauen Farbe in Verbindung gebracht. Rot ist energetisch ganz eindeutig aktiv und wird zu den warmen Farben gerechnet, während Blau zu den passiven, kalten Farben gezählt wird. Der Körper reagiert auf die rote Einstrahlung mit erhöhtem Pulsschlag, Blutdruck und mit erhöhter Atemfrequenz. Rot ist im emotionellen Bereich das Feuer, die Eruption, der Ausbruch des Vulkans. Das helle Rot hat eine extrovertierte nach außen hin gerichtete Wirkung, ist aktiv, männlich und zentrifugal. Das dunkle Rot hat eine nach innen gerichtete, introvertierte Wirkung, ist ruhend, weiblich und zentripetal. Es ist im übertragenen Sinne die Farbe des Leiblichen, des Irdischen und des Mütterlichen. Wer Rot als Lieblingsfarbe hat und als Kleidung trägt, hat mit Sicherheit einen Bezug zum Erdhaften, Körperlichen und Mütterlichen. Kinder wählen oft Rot spontan als Lieblingsfarbe. Kommunikative motorisch sehr aktive und extrovertierte Menschen bevorzugen Rot wegen seiner aktivierenden Wirkung. Rot ist Ausdruck von Vitalkraft, Begehren, Verlangen, sexueller Triebhaftigkeit und Potenz. Rot ist das zentrale Feuer, der Antrieb, das Emotionale und das Warme im Menschen, so ähnlich wie das glühende Rot im Erdinnern. Rot hat jedoch auch eine andere Seite. Durch seine expansive Wirkung wird die Farbe von machthungrigen, aggressiven Menschen bevorzugt. Rot stimmt uns in erhöhtem Masse reizbar. Die Reizentladung durch Rot kann sich durch aggressives Verhalten äußern. Rot ist die Farbe für revolutionäre Umgestaltung, Eroberungsdrang, Expansion und Ausdruck von Autonomie. Rot ist Impuls für körperliche Aktivität, Unternehmungslust und Willenskraft. Die differenzierten Empfindungen setzen sich aus persönlichen, symbolischen und kulturellen Inhalten zusammen.

Psychoenergetische Eigenschaften von Rot:

+ impulsiv, aktiv, leidenschaftlich, liebevoll, begeistert, feurig, optimistisch, aufregend, erotisch, sexuell, energisch, kraftvoll, dynamisch, freudig, aufgeweckt, glücklich, extrovertiert, warm, intim, erdverbunden, kämpferisch, machtvoll, mutig, temperamentvoll, extensiv, expansiv, stimulierend.

- wütend, zornig, nervös, unruhig, hektisch, haßerfüllt, exzessiv, aggressiv, streitsüchtig, zerstörerisch, gewalttätig, bedrohlich, aufdringlich, ordinär,

Rot wird dem untersten Chakra zugeteilt und verkörpert die Bewußtheit von Arterhaltung, Sexualität und Libido.

 

 

 

© Franz Immoos, Amsterdam 2009

Die Farben:

Schwarz

Rot

Orange

Gelb

Grün

Blau

Violett

Weiss

Silber

Gold

Farbtafel I

Farbtafel II

Farbtafel III

Farbtafel IV