Einleitung:

Farbe Eigenschaft und Wirkung

Erscheinungsform Farbe

Polarität der Farbe

Farbenergie - Farbwirkung

Farbsymbolik

Farbe im Wandel der Zeit

Methaphysik - Wahrnehmung

Farbe - Bewusstsein

Farbe - Bewusstseinsebenen

Quellennachweis

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Farbwahrnehmung und Bewusstsein

Robert Delaunay spricht von einer universellen Sprache der Farben bei der das Auge mit dem Bewusstsein kommuniziert; mit andern Worten bei der sich die äußere Wahrnehmung mit der inneren Empfindung und dem Bewusstsein verbindet.

Eine materiell aufgetragene Farbsubstanz ist der Sichtbarkeitsausdruck der Farbe. Farbe präsentiert sich stets in einer Substanzverschmelzung von Farbstofflichkeit und Gegenstandsstofflichkeit. Sie ist mit dem Farbträger aufs Engste verbunden und ist somit objektbezogen. Feinstofflich gesehen ist Farbe eine reflektierende sich im Äther transportierende Lichtschwingung. Der Anblick einer Farbe und die Schwingung der Farbe haben eine energetische Kraft die in ein affektisches Empfinden von Farbe übergehen. Es entsteht eine Synthese von äußeren und inneren Farbeindrücken. Die Farb-Gegenstand- Stofflichkeit ist die äußere Realität der Farbwahrnehmung während die Empfindung und Erinnerung die innere Realität der Farbwahrnehmung darstellen. Im übertragenen Sinne kann man von einem äußeren und einem inneren Farbensehen sprechen; das Auge verbindet die beiden Farbrealitäten. Das Auge ist so etwas wie das Tor zur Seele.

Farbwahrnehmungen sind Sinnreize, die dynamische und psychische Prozesse im Inneren auslösen. Letztere entziehen sich einer phänomenologischen, quantitativen und rationalen Betrachtung. Die Beschreibung eines Farbtons kann uns die Wesensart des Farbtons und auch das Gefühl, das wir bei einer Wahrnehmung haben, nicht vermitteln. Farbbegriffe sind abstrakt und ambivalent sie werden je nach Individuum anders gewertet. Um eine Farbe zu bewerten ist man auf Vergleichsmöglichkeiten angewiesen. Für die physikalische Bewertung hat man normierten Farbtabellen und Messgeräte mit denen wir Farbwerte sehr genau bestimmen können. Bei der Bewertung emotionaler Farbwerte ist man ausschließlich auf die Sprache angewiesen. Die Sprache ist die einzige Möglichkeit die psychoenergetische Eigenschaften der Farben zu veräussern. Diese Eigenschaften mit der Sprache zu definieren führt unweigerlich zu sprachbegrifflichen Differenzen. Allein schon einen Farbton mit Sprache zu umschreiben ist unmöglich. Wie interpretieren wir z.B. Dunkelrot, rötliches Gelb oder Grünblau? Wie dunkel ist Dunkelrot? Wo liegt die Grenze zwischen rötlichem Gelb und Orange? Wie groß sind die Anteile von Grün und Blau bei Grünblau? Die individuellen Farbempfindungen rational und allgemeingültig umschreiben zu wollen ist noch utopischer. Da die Sprache Farbempfindungen nur unzulänglich veräussern kann, werden sie mit wesensfremden Farbbegriffen definiert.z.b. als Farbtöne, Farbklänge, Farbharmonien usw. Obgleich wir Farbe mit dem Auge und nicht mit dem Gehör wahrnehmen, verwenden man diese Begriffe wie mit der größten Selbstverständlichkeit. Die Farben, die auf Lichtwellen transportiert werden, mit Tonwellen (der Sprache) zu vergleichen ist absurd; es ist als ob man auf einen Fotoapparat einredet, in der Hoffnung, dadurch ein Fotobild zu erzeugen.

Eine neue Definition der Farbenpsychologie wird aus Umfragen und Labortest ermittelt. Man ist bestrebt aus Farbpräfferenzwerten allgemeingültige Schlüsse über die psychologische Wirkung der Farben auf den Menschen zu ermitteln. Die Studien werden vor allem für die Marketingforschung und für Werbezwecke ausgewertet und genutzt. Um ca. 1950 wurde einer der bekanntesten Farbentests des Schweizer Psychologen Max Lüscher entwickelt, und für Eignungstest der Berufswahl, der Eheanbahnung und Partnerchaft, genutzt. Schwachpunkte solcher Test- und Untersuchungsprogramme bestehen darin, dass von keinen allgemeingültigen Richtlinien ausgegangen wird von daher sind sie als dogmatisch zu bezeichnen. Eine Farbempfindung ist eine Momentaufnahme die von der Augenblicklichkeit lebt. Beim Betrachter entsteht eine Korrelation zwischen äußerer Farbwirklichkeit und innerer Farbempfindung. Äußere Wirklichkeit und innere Empfindung ergeben eine Verwobenheit und erzeugen eine unaussprechliche (nicht in Worte zu fassende) Stimmung. Wird die primäre Farbwahrnehmung ins Begriffliche definiert, verliert sie den ursprünglichen Glanz des Sinnlichen und des Empfindungsmäßigen. Man definiert Farbe aus dem persönlichen Erfahrungsbereich. Es gibt ausserdem ein Farbwissen, das aus dem kulturellen und kollektiven Erbe stammt. Man kann sich dieses Erb- Gedankengut als ein psychoenergetisches Feld vorstellen. Tritt man in Verbindung dazu entsteht eine Ressonanz die eine Bezugsstruktur zum kollektiven Wissen herstellt. Demzufolge gibt es auch ein kollektives Farbbewusstsein.

Die Interaktion Farbe - Betrachter, wird zunächst empirisch aufgenommen. Wir sind es gewohnt Sinneswahrnehmungen mit Erfahrungswerten und Assoziationen zu verknüpfen. Das vorerst begriffsblinde Farbphänomen wird interpretiert und dadurch bewusst. Die Wahrnehmung verschiebt sich in Richtung individuelles Denken und verliert dadurch die ursprüngliche Dimension. Die wahrgenommene Farbe wird objektiviert und hat dadurch keine universelle Geltungsverbindlichkeit mehr. Der empirische Farbeindruck wird durch einen pragmatischen ersetzt. Ein nur Farben sehendes Sehen mit der Unbefangenheit des Auges ist eine unsinnige Forderung. Erfahrung und Wissen sind Hindernisse für eine unvoreingenommene (universelle) Farbwahrnehmung. Der Anspruch Farbe in ihrer Universalität zu erfahren ist rein theoretisch.

Die Aussagekraft der Farbe lässt sich bei einer unbewussten Betrachtungsweise in ihrer Totalität kaum erfassen. Ein fortwährender Wechsel von Konsonanzen und Dissonanzen der Farbenergie fordert eine Höchstleistung vom Adaptionsvermögen des Betrachters in physiologischer als auch in psychologischer Hinsicht. Die Farbreize werden im Normalfall nur teilweise ausgewertet, empfunden, interpretiert und im Gedächtnis gespeichert. Die energetische Ausdruckskraft als auch die Sinnlichkeit der Farbe wird oft gar nicht wahrgenommen. Eine Sensibilisierung der Sinne, mit anderen Worten, eine Übersinnlichkeit, als auch eine gerichtete Aufmerksamkeit, führen zu einer tieferen Bewußtwerdung der Farbe mit ihrem wahren Sinngehalt. Dieser sogenannte wahre Sinngehalt lässt sich jedoch nie ganz eindeutig bestimmen, da durch das Zusammenwirken unterschiedlichster Farbenergien die Eindeutigkeit in eine Vieldeutigkeit übergeht.

Die innere Farbrealität entsteht durch eine bewusste Identifikation mit der Farbe. Die innere Farbrealität beruht auf der Grundlage bereits gemachter Farberfahrungen. In der Regel nehmen wir Farben nicht bewusst wahr. Wir bedienen uns meist eines begriffsblinden Farbensehens. Erst durch eine Farbsensation der Außenwelt; die neu erscheint und sich mit der Assoziation verknüpft setzt das verstandesmäßige auf Begriffen gestützte bewusste Farbensehen ein. Die Syntaktik der optischen und der inneren Farbenwahrnehmung, hängt zum einen vom Farbreiz und zum anderen von der Intensität der Farbempfindung ab. Es ist ein Pulsieren zwischen der emanenten von der Farbe ausgehenden Strahlung und der immanenten psychoenergetischen Empfindung. Die Übereinstimmung beider provoziert ein neues elementares Farbensehen, das sich nicht länger an Konventinellem oder bereits Gewußten orientieren kann; es muss sich neu konditionieren. Diese Neukonditionierung des Sehens erfordert eine Neueinschätzung, was zu einem erweiterten Bewusstsein der Farberfahrung führt.

Diese Bewusstseinserweiterung durch die Farbe geschieht durch ein stetiges dekomponieren und rekomponieren der Farbeindrücke. Die aus der Umwelt registrierten Farbwerte werden mit bereits gemachten Farbassoziationen verglichen, und zu einem neuen Farbeindruck kombiniert. Farbreferenzen zu Figuren und Dingen werden hergestellt, die aus dem Bereich früherer Farberfahrungen und Assoziationen zu Farben stammen. Die stimmungsgeladene Information eines Farbeindrucks und dessen Verarbeitung unterliegt einer wilden "Farbontologie". Eine Schematisierung dieser Farbontologie mit psychoenergetischen und assoziativen Farbwerten entzieht sich einer greifbaren Realität und verliert sich in die Unendlichkeit der Möglichkeiten bzw. der Unmöglichkeiten. Die Erfahrung und Bewusstwerdung psychoenergetischer und assoziativer Farbwerte erlangen wir nicht durch rationles Wissen sondern eher mit einer unvoreingenommenen Anschauung, mit anderen Worten "in einem Versinken", der Farbe.

Sinneswahrnehmungen und so auch Farbwahrnehmungen gelangen in kodierter Form als Nervenimpulse ins Gehirn und bewirken Veränderungen in den Gehirnzellen. Der ursprünglichen Reiz wird in der Form dieser Veränderung gespeichert und kann zu einem späteren Zeitpunkt als Assoziation wieder gegenwärtig werden. Daß man vergangene (Farb-) Wahrnehmungen zurückrufen kann, liegt an ihrer Einmaligkeit oder an ihrer Besonderheit. Gewohnte und vertraute Wahrnehmungen ziehen unsere Aufmerksamkeit nicht an und werden allein im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. Werden die Elemente der Wahrnehmung nicht auf Erfahrungen einer höheren Ordnung bezogen, entsteht kein Verknüpfungsmuster an das erinnert werden könnte. Beim Langzeitgedächtnis hängt alles von der Bildung übergeordneter Wahrnehmungen ab die mit bereits gemachten Erfahrungen verknüpft werden. Das Verknüpfungsmuster entsteht zwischen der neuen Wahrnehmung und der Assoziation zu früheren (Farb-) Erfahrungen und etabliert sich im Gedächtnis. Die Bildung von übergeordneten Wahrnehmungen hängt von der Vielfalt der Erfahrungen und vom Grad der Bewußtheit ab. Das Gedächtnis hat zwei unterschiedliche Erinnerungsmöglichkeiten: die der Wiedererkennung und die des Sich-Erinnerns. Wiedererkennen ensteht durch die gegenwärtige Wahrnehmung; die das Gesehene mit schon Bekanntem, Vertrautem verbindet. Die Erinnerung dagegen bedarf einer aktiven Rekonstruktion der Vergangenheit. Das momentane Seherlebnis wird mit einem früheren in der Erinnerung gespeicherten Erlebnis in einen Kontext gebracht. Die Rekonstruktion: das Gesehenen mit der Vergangenheit zu kombinieren ist ein wesentlich schwieriger Gedankengang, als der des Wiedererkennens.

Das Projektionsvermögen der Farbe hat in sich selbst eine energetische Wirkung. Der Betrachter registriert und übersetzt diese in eine psychoenergetische Empfindung. Die Umsetzung der äußeren in eine inneren Farbwahrnehmung, transformiert die Optizität der Farbe (Realfarbe), in eine Farbidee (Imaginationsfarbe). Die Realfarbe hat einen konkreten augenfälligen Anschauungs- bzw. Sichtbarkeitswert, während die Imaginationsfarbe in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Realfarbe steht und nur als Farbidee existiert. Die Farbqualität, oder das was die Farbe ausmacht ist eine Synthese von Realität und Imagination, bzw. von Wahrnehmung und Empfindung.

Ein kontemplatives Betrachten der Farbe vermittelt den Farbsinn, bzw. die Sinnlichkeit der Farbe. Der bewusste Akt des Sehens zeigt das psychoenergetische Leistungvermögen der Farbe. Die Aktbewusstheit des Farbensehens transformiert die von der Farbmaterie ausgehende Strahlenenergie in eine immaterielle geistig-spirituelle Farbempfindung. Der von aussen stammende energetische Farbeffekt führt im Innern zum geistig-spirituellen Farbaffekt. Die Bewusstwerdung der äußeren physikalischen, Farbsichtbarkeit und die inneren seelischen Wirkung der Farbe machen den Betrachter nicht länger zum außenstehenden Voyeur. Er realisiert die sich den von der Farbe ausgehenden psychoenergetischen Stimmungsgehalt. Mit dieser Bewusstwerdung stellt er einen Dialog zur Farbe her; er kann nun auf die Farbe reagieren und mit ihr kommunizieren.

 

 

© Franz Immoos, Amsterdam 2009

Die Farben:

Schwarz

Rot

Orange

Gelb

Grün

Blau

Violett

Weiss

Silber

Gold

Farbtafel I

Farbtafel II

Farbtafel III

Farbtafel IV