Einleitung:

Farbe Eigenschaft und Wirkung

Erscheinungsform Farbe

Polarität der Farbe

Farbenergie - Farbwirkung

Farbsymbolik

Farbe im Wandel der Zeit

Methaphysik - Wahrnehmung

Farbe - Bewusstsein

Farbe - Bewusstseinsebenen

Quellennachweis

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Farbsymbolik

Die Farbsymbolik im Ritual, im Kult, im Mythos, in der Religion und in der Kunst setzt sich aus einem sich emanzipierenden, systematisierenden Bewusstsein und einem kollektiven Unterbewusstsein mit transpersonalen Inhalten zusammen. Kult und Kultur sind vom Menschen geschaffene Werte. Das Wort Kultur stammt von Kultus ab. Kultus bedeutet Pflege, Hingabe, Verehrung; es sind die Wahrzeichen des Menschen, sie wurzeln in der Geistwesenheit des Menschen und im Drang nach irdischen und überirdischen Erfahrungen.

Der abstrakte Farbgebrauch in der Kunst, wie wir das zum Beispiel von der konkreten Kunst her kennen, ist keine Erfindung unserer Zeit. Kompositionen mit Farben und geometrischen Formen waren schon im Altertum bekannt. Sie hatten symbolischen Gehalt und waren mit dem Kult verbunden. Es waren keine leeren, ästhetischen Abbildungen, sondern sie bildeten einen Teil einer ganzheitlichen, kulturellen Empfindung. Heute wird Farbe sehr viel bewusster eingesetzt. Vor allem die Werbung ist sich der psychischen Wirkung der Farbe bewußt und setzt dieses Wissen gezielt ein. Dieser Farbumgang ist zweckgebunden, er appelliert an das Unterbewußte, den Trieb und an unser Wunschdenken. Der heutige Mensch macht Farbe zu einem Gebrauchsgegenstand und entzieht ihr damit jeden symbolischen, geistigen und spirituellen Gehalt. Die Kunst unterscheidet sich dadurch von der Werbung, daß sie nicht zweckgebunden ist und zum Ziel hat, ein höheres Bewußtsein zu schaffen. Es genügt nicht, Kunstwerke von purer ästhetischer Harmonie zu schaffen. Die Materialität, die von der Farbe und der Form ausgeht, sollte auch mit geistigen und seelischen Inhalten verbunden werden. Die Farbe als Symbol - obschon ein Symbol nur andeutungsweise und nie ganz rational zu definieren ist - bildet eine Brücke vom Unterbewusstsein zum Bewusstsein. Beim Wahrnehmen von Farben begegnen sich Außen- und Innenwelt. Es treffen die beiden Schichten der physischen und der psychischen Farbwahrnehmungen aufeinander, die den Menschen zu einer Auseinandersetzung mit dem Geist und der Psyche bewegen. Verschiebt sich die Farbwahrnehmung aus dem Dunkel des Unbewussten ins Licht des Bewussten, erhält Farbe Inhalt.

Da jede Farbwahrnehmung ein ganz bestimmtes, je nach Farbe spezifisches Gefühl auslöst, werden den im Kultus verwendeten Farben große Bedeutung zugemessen. So drückten zum Beispiel die Maler des Mittelalters mit den Farben die Seelenverfassung der dargestellten Personen aus. Eine trauernde Maria bei der Darstellung der Kreuzabnahme wurde mit einem dunklen, trüben Blau gemalt, wogegen Maria als Gottesmutter und Himmelsgöttin mit einem leuchtenden Blau dargestellt wurde. Die katholische Kirche verfügt über eine ganze Palette von Symbolfarben, die je nach Liturgie und Anlaß Sinnbilder der Freude, des Leidens oder der Festlichkeit sind. Aus einem kollektiven Gefühl heraus geht jede Kultur ganz unterschiedlich mit den Farben und deren Symbolik um und verbindet sie mit der Tradition. Obschon Traditionen der Königshäuser und der Kirche als nicht mehr zeitgemäß und überholt gelten, bleibt die Bedeutung der Farbsymbolik nachhaltig bestehen. Die früheren Farbinhalte werden noch immer von der Werbung gebraucht und in einem neuen Sinnzusammenhang dargestellt. In einer rational und materialistisch orientierten Zeit, wie der heutigen, werden Symbole zu blossen Signalen. Die Farbe wird zweckgebunden eingesetzt und verliert ihren überirdischen Glanz und Symbolgehalt. So wird z. B. der Adler, der einst Freiheit, Majestät, Stärke, Macht und Seele symbolisierte, in einem banalen Werbespot für einen Autoreifen, eine Zigarettenmarke oder ein Getränk eingesetzt und degradiert. Der ursprüngliche Inhalt und die Bedeutung des Symbols gehen dabei verloren, oder werden in einer verzerrten Form wiedergegeben. Entsprechendes geschieht auch mit den Symbolgehalten der Farben. Gold, das einen hohen ideellen als auch einen materiellen Wert symbolisiert, wird im modernen Farbgebrauch zur Aufwertung eines Produkts benutzt. Ein Alltagsgegenstand, ein Kugelschreiber, eine Uhr, ein Kamm usw. wird durch Gold in einen teuren Luxusartikel transformiert. Selbst ein Produkt, das unserer Gesundheit schadet, wird durch die Farbe Gold aufgewertet. Farben haben einen ganz spezifischen, ihrer Art entsprechenden, symbolischen Inhalt. Dieser Inhalt steht für ein lebendiges Ganzes, jede Verletzung oder Verzerrung dieses lebendigen Ganzen führt zu einer Fehlinterpretation und Abwertung des Symbolgehalts der Farbe.

Jede einzelne Farbe hat ihren artspezifischen, symbolischen und psychoenergetischen Gehalt. Sie schaffen für denjenigen, der sich auf sie konzentriert, eine farbspezifische Stimmung. Nebst dem Ergreifenden der Farbe, sind es die sinnlichen und symbolischen Charakteristika und Qualitäten, die auf etwas hindeuten, die andeuten und die gedeutet werden wollen. Die Farbsymbolik setzt sich aus unbewussten und bewussten, aus rationalen und irrationalen Inhalten zusammen. Symbolfarben schaffen eine Verbindung von Unterbewusstsein und Bewußtsein, sie transzendieren zwischen dem Heiligen und dem Profanen, dem Überirdischen und dem Irdischen.

 

 

© Franz Immoos, Amsterdam 2009

Die Farben:

Schwarz

Rot

Orange

Gelb

Grün

Blau

Violett

Weiss

Silber

Gold

Farbtafel I

Farbtafel II

Farbtafel III

Farbtafel IV