Einleitung:

Farbe Eigenschaft und Wirkung

Erscheinungsform Farbe

Polarität der Farbe

Farbenergie - Farbwirkung

Farbsymbolik

Farbe im Wandel der Zeit

Methaphysik - Wahrnehmung

Farbe - Bewusstsein

Farbe - Bewusstseinsebenen

Quellennachweis

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Farbenergie - Farbwirkung

Farbe hat eine rationale- funktionale Eigenschaft, die informiert- signalisiert und eine irrationale Eigenschaft, die unser Gefühl bestimmt. Die rationale Eigenschaft der Farbe, kommt der Vernunft entgegen, die Irrationale ist der Vernunft unzugänglich. Farben faszinieren und nehmen den ganzen Menschen in Beschlag und verändern sein Empfinden.

Farbe ist Schwingung. Farbe ist Energie. Farbe ist Material. Sie aktiviert oder beruhigt. Durch Farbe ausgelöste Gefühle sind nicht allein individuell, wie wir allgemein annehmen, sondern unterliegen auch universellen Gesetzmäßigkeiten. Die Assoziationen zur jeweiligen Farbe sind jedoch von individuellem Charakter. Farbe hat eine starke, energetische Kraft, der Sehsinn wird gereizt, Geist und Seele werden aktiviert. Sie zieht das Auge an und weckt unser Interesse. Der Vorgang ähnelt dem Wecken des Geruchsinns durch ein wohlriechendes Parfüm. Das Wahrnehmen einer Farbe erhöht die Aufmerksamkeit. Die über die Sinnesreize erhaltenen Informationen kann physiologische Prozesse ( z.B. Speichelfluss, Herzklopfen, erhöhter Blutdruck, Übelkeit usw.) als auch psychische Stimmungen (z.B. Lust, Angst, Ruhe, Aufregung usw.) auslösen. So kann bei der Betrachtung von Blau ein Kältegefühl entstehen wie bei der Berührung von Eis. Bei Rot empfinden wir ein Wärmegefühl da wir die Farbe im Unterbewusstsein mit Glut und Feuer assoziieren. Die Farbe zeigt primär nichts, was sie nicht ist: sie hat einen auf sich bezogenen ursprünglichen Sichtbarkeitswert. Tritt sie jedoch in szenischer Präsentation in Zusammenhang mit der Dingwelt, wird sie mit dieser in Verbindung gebracht und damit assoziiert. Farbe kann in ihrer Wirkung nicht losgelöst von Form, Farbträger, Struktur und Materialität gesehen werden. Nehmen wir zum Beispiel die Farbe Rot in Verbindung mit einer Herzform, sind Farbe und Form unzertrennlich miteinander verbunden. Die Assoziation zu Rot ist Herz oder andersherum.

Ein anderes Phänomen ist, dass die optische Wahrnehmung mit anderen Sinnesorganen korrespondiert. Wieso empfinden wir eine bestimmte Farbe als süß oder sauer, laut oder leise, zart oder grob, weich oder hart, kalt oder warm? Sind Sinnesorgane auf eine uns unerklärliche Weise miteinander verbunden? Wie wird ein visueller Sinnenreiz mit dem Geschmacks- Geruchs- Tast- und Gehörsinn gekoppelt? Wieso wirkt eine Farbe auf unsere Geschmacks-nerven und läßt uns Gemüse, Früchte, Pilze als genießbar oder ungenießbar, als weich oder hart, als süß oder sauer, als reif oder unreif erscheinen? Wie kommt es, daß ein mit Safran gefärbter Reis die Speichelabsonderung und die Absonderung von Magensekreten zur Verdauung aktiviert? In der Tierwelt wird Farbe zur Anziehung, zur Abschreckung und zur Tarnung eingesetzt. Ein auffallendes Rot zum Beispiel signalisiert die Bereitschaft zur Paarung. Abschreckend und warnend wirken dagegen durch Giftsekrete erzeugte Farben, zum Beispiel bei Fröschen in den Tropenwäldern Südamerikas, wo die Farbe dem Angreifer signalisiert, als Beutetier ungenießbar zu sein. Der Tintenfisch sondert bei Gefahr eine tiefblaue Farbe ab, die ihn zeitlich für den Angreifer unsichtbar macht. Das Chamäleon hat unter vielen anderen Tierarten, die Gabe, sich der jeweiligen Umgebungsfarbe anzupassen. All diese Beispiele sind lebende Beweise, der psychoenergetischen Wirkung der Farbe.

Es gibt keine eindeutige Theorie der Wirkung der Farben. Phänomene der Psychoenergetik der Farben können lediglich umschrieben werden. Man kann z.B. sagen, dass die Eigenschaften von Gelb, Orange und Rottönen die Tendenz haben psychoenergetisch warm, aktiv, lebendig, energisch, entflammend und anziehend zu wirken. Die Blautöne von Grün, Grünblau, Türkischblau, Ultramarin bis Blauviolett dagegen wirken beruhigend, innerlich, ernst, friedlich, ruhig und meditativ. Grün erfahren wir als erholsam, energiespendend und erfrischend; wir assoziieren die Farbe mit Natur. Es ist die Farbe der Mitte der Muße und der Ruhe. Violett ist die Verbindung von Rot und Blau. Emotionell verkörpert die Farbe Ambivalenz, sie wirkt anziehend als auch distanziert, sie ist weder kalt noch warm. Sie verbindet das Erdhafte von Rot mit dem Immateriellen von Blau und vereinigt es. Die Farbe kann irritieren oder aber anregen. Sie ist schöpferisch, würdevoll, spirituell und geheimnis-voll. Die sonst anregenden signalkräftigen Rottöne führen bei längerer Betrachtung zu Ermüdungserscheinungen. Die aktivierende Wirkung von Rot dauert nur kurz und kann bei zu großflächiger Anwendung zu Irritationen führen. Intensives Gelb führt zu einer schnellen Augenermüdung und ist als Hintergrund für kleine Schriften und am Arbeitsplatz ungeeignet. Aus biophysiologischer Sicht wirken Blautöne über längere Zeit verträglicher. Es ist daher nicht erstaunlich, dass bei Umfragen Blau als Vorzugsfarbe gewählt wird.

Wie wir Farbe wahrnehmen hängt von unserer Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft ab. Wenn uns eine Farbe fasziniert, z. B. durch Leuchtkraft, Intensität und Reinheit und wenn die Farbe unsere Empfindung das Gefühl berührt und anregt, gewinnt sie an Bedeutung. Nichts hat an und für sich Bedeutung. Wichtig ist die Interaktion, das Herstellen einer Beziehung zu der Farbe. Eine Bezugsstruktur zur Farbe herstellen bedeutet eine intensive Auseinandersetzung mit der Farbe. Dies führt zu einem wichtigen Farberlebnis das sich mit anderen wichtigen Erlebnissen im Gedächtnis verknüpft.

Die Fähigkeit, Farben zu unterscheiden und zu kategorisieren, hängt von Beziehungsmustern ab. Man unterscheidet Farben, durch Farbnuancen, Hell- dunkel-Nuancen, Empfindungen (warm-kalt, anziehend- abstoßend, zart-grell) und Erscheinungswerten wie (nahe-entfernt, leicht-schwer). All diese Werte misst man anhand von Beziehungsmustern. Die Klassifizierung geschieht mit der Sprache, mit der man die Farberfahrungen einteilt, ordnet, beschreibt, und auch veräußert. So entstehen Farbbegriffe mit denen man kommunizieren kann und zu denen man eine Assoziation hat. Man umschreibt und interpretiert Farbe z.B. mit Begriffen wie: Abendrot, Lindengrün, Himmelblau, Safrangelb usw. Ohne einen Assoziationsbezug bleibt Farbe ein abstrakter undefinierter Begriff. Die Farberinnerung wird fast ausschließlich mit der Form, dem Gegenstand assoziiert. Farbe wird nicht als abstrakter Begriff in der Erinnerung gespeichert, sondern wird mit dem Objekt verknüpft und durch das Objekt sprachlich definiert.

Farbwahrnehmungen beziehen sich immer auf die Form. Die Farbe kann als Farbkörper eines realen Objekts oder als abstrakte geometrische Fläche erscheinen. Die Erscheinung einer geometrischen Form hat ihr Eigenleben, genauso wie eine gewisse Farbe artspezifisch ist. Bei der Betrachtung eines Farbkörpers oder einer Farbfläche ist nie eindeutig nachvollziehbar, ob es sich primär um die Wesensart der Form oder die der Farbe handelt. Ist es eher die die Farbe oder eher die Form, die sich bei der Wahrnehmung in der Erinnerung festsetzt. Da Farbe und Form unzertrennlich miteinander verbunden sind, ist diese Frage nicht zu beantworten. Ein Frabklang kann sich in einer abstrakten, geometrischen Form sehr viel deutlicher manife-stieren, als dies zum Beispiel bei einer Landschaft möglich ist. Bei einer Landschaft richtet sich die Wahrnehmung primär auf die Vielfalt der Formkombinationen und von daher nicht so sehr auf die Farbe. Wenn wir eine rote Rose betrachten, ist die Farbe unzertrennlich mit der Körperhaftigkeit der Rose verbunden. Die Farbe Rot wird aus diesem Grund in unserem Gedächtnis nicht allein als Rot registriert, sondern mit der ganzen Wesensart der Rose in Verbindung gebracht. Betrachten wir einen Kreis, ein Dreieck oder ein Quadrat, gefüllt mit einer Primärfarbe, wird der Wahrnehmungsvorgang verstärkt von der Farbe gelenkt. Die Urformen, die seit Menschengedenken in unseren Köpfen gespeichert sind, erscheinen uns als selbstverständlich und bekannt. Die Farbe kann sich in ihrer ganzen Dominanz ausbreiten und in ihrer reinsten Wesensart auf uns einwirken. Farbe, die nicht objektbezogen ist, können wir uns schlecht vorstellen. Imaginären Farbvorstellungen, bei denen wir uns an einen ganz spezifischen Farbton erinnern wollen, entstehen durch Assoziationen. Wir assoziieren zum Beispiel schwarz mit Kohle, weiß mit Kreide, gelb mit Sonne und rot mit Feuer usw. Farbe kann aber im umgekehrten Sinn mit Hilfe eines farbspezifischen Objekts definiert werden: z.B. als rubinrot, grasgrün, himmelblau, safrangelb. Bei der ersten Variante der Assoziation stellen wir einen Bezug zu der Farbe und dem Objekt her. Bei der zweiten Variante wird das Objekt mit der Farbe in Beziehung gebracht. Dies ergibt sprachlich im ersten Fall "weiß wie Schnee" und im zweiten Fall "schneeweiß".

Die Ambivalenz zwischen Farbobjekt und Objektfarbe, bei der wir das eine Mal mehr von der Farbe, das andere Mal mehr von der Form ausgehen, spielt bei der Wahrnehmung, der Registration im Hirn und der Erinnerung in Form einer Assoziation eine entscheidende Rolle. Farbwahrnehmungen setzen sich je nach Intensität des Eindrucks, der Eindeutigkeit, der Zeitdauer und der Ergriffenheit der Seele oberflächlich oder tief in unserem Gedächtnis fest. In einer stets sich verändernden Umgebung wie zum Beispiel beim Auto fahren, werden Farbeindrücke eher oberflächlich wahrgenommen. Die zeitlich kurz aufeinander folgenden Eindrücke verunmöglichen es dem Betrachter, sich mit der Wesensart der Farbe und der Form auseinanderzusetzen. Das Zuviel an Eindrücken erzeugt eine Inflation an Sinneswahr-nehmungen. Durch eine selektive Auswertung der Eindrücke beschränken wir uns auf die momentane Tätigkeit " Auto fahren". Diese Konditionierung auf das Wesentliche ermöglicht es uns, bei der Wahrnehmung der roten Signalfarbe eines Stopplichts, unverzüglich die Bremse zu betätigen. Bei der Betrachtung eines Kunstwerks bei der man mehr Musse hat , ist es möglich, Farbe bewusster wahrzunehmen. Eine konzentrierte, intensive Betrachtung der Farbe, offenbart uns ihre Wesensart und versetzt uns in eine ganz spezifische von dieser Farbe ausgehende, Stimmung. Dem gegenüber steht die unbewusste Farbwahrnehmung, die automatisch abläuft; die Sinnesorgane reagieren autonom vom Bewusstsein und lösen physiologische und psychoenergetische Prozesse aus. So erhöht sich zum Beispiel beim Betrachten von Rot der Pulsschlag: wir werden aktiv, unruhig oder reizbar. Grün bewirkt das Gegenteil: der Pulsschlag senkt sich, wir werden ruhig, passiv und entspannt. Die Farbe Blau bewirkt eher eine meditative, nach innen gerichtete Aktivität.

Diese psychoenergetische Wahrnehmung wird je nach Intensität des Reizes und der Aufnahmebereit-schaft des Geistes und der Seele in unserem Gedächtnis eingeprägt. So läßt es sich erklären, daß durch einen einzigen Farbreiz eine Reihe von Assoziationen ausgelöst werden können.Oft wird der Sinnreiz der Farbe oberflächlich wahrgenommen; er wird in der Erinnerung nicht festgehalten und vom Gehirn als unwichtig registriert. Erst ein intensiver Farbreiz verbunden mit einer starken Emotion wird in einen Sinnzusammenhang gebracht und als Erinnerung gespeichert. Neue und überraschende Reize werden sehr viel aufmerksamer aufgenommen als bereits bekannte; da wir daran interessiert sind, stets neue Sinnzusammenhänge zu konstruieren. Das gilt vor allem für Kinder, sie sind neugierig, wollen die Welt entdecken und Neues lernen. Erwachsene Menschen haben bereits eine große Anzahl an Erfahrungen. Neue Erfahrungen werden mit früheren Erfahrungen verglichen. Die Offenheit gegenüber neuen Sinnzusammenhängen ist weniger gross, da davon ausgegangen wird, dass das zu Entdeckende schon bekannt ist. Dies führt zu einer Verflachung der Wahrnehmung. Die vom Verstand dominierte Wahrnehmung vermittelt uns nicht die Wesensart der Farbe.

Betrachtet man eine Farbe intensiv und identifieziert sich mit ihr, kann man sich der psychoenergetischen Farbwirkung nicht entziehen. Jede Farbe erzeugt eine ganz spezifische Stimmung. Unklar ist, ob diese auf direktem Weg oder durch Assoziation zustande kommt. Betrachtet man zum Beispiel eine rote Farbfläche, so kann man die Farbe Rot mit Sonne, Feuer und Glut assoziieren und als Gefühl Wärme empfinden. Assoziiert man jedoch Rot mit Blut oder Wunde, wird man als Gefühlszustand Schmerz empfinden. Diese Ambivalenz der Empfindung entspringt aus der momentanen Wahrnehmung und dem Erinnerungsvermögen. Die neuen Sinneswahrnehmungen werden mit Alten kombiniert, verbunden und neu interpretiert.

 

 

© Franz Immoos, Amsterdam 2009

Die Farben:

Schwarz

Rot

Orange

Gelb

Grün

Blau

Violett

Weiss

Silber

Gold

Farbtafel I

Farbtafel II

Farbtafel III

Farbtafel IV