Einleitung: ( Farbe: Eigenschaft und Wirkung )
„Was durch die Farbe gezeigt wird, sind visuelle Wahrnehmungen; aber das, wodurch die Farbe Farbe wird, ist noch nie sichtbar geworden. (Liä Dsi: Das Ewige im Endlichen)
Das Zitat verdeutlicht, daß der Farbe zwei Bedeutungen zukommen: Die der physikalischen Wahrnehmung und die der inneren psychischen Empfindung. Die physikalische Farbwahrnehmung läuft über die Sehorgane, das Gehirn und die feinstofflichen bzw. metaphysischen Energiezentren ab. Die innere Farbwahrnehmung ist eine psychische Reaktion auf die wahrgenommene Farbe. Diese Wahrnehmung bringt die Seele in eine objektlose Schwingung und bewegt sie. Die Farbe ist als solche entmaterialisiert und zu einer inneren Erfahrung geworden. Die durch sie hervorgerufene Emotion wird vordergründig und tritt ins Bewusstsein. Farbe bewegt das Denken und weckt Assoziationen zu bereits gemachten Farberfahrungen. Dazu kommen tausendjährige, kulturelle und symbolische Farbinhalte, die bewusst oder unbewusst mit der momentanen Farbwahrnehmung verbunden werden. Es ist daher gar nicht so einfach, Farbe als Farbe wahrzunehmen und sie in ihrer wahren Natur zu erfahren.
Durch Farbe wird der Mensch mit energetischen und psychischen Zusammenhängen konfrontiert. Die von der Farbe ausgehenden Farbschwingungen mit ihren energetischen Kräften, wirken anregend oder hemmend auf den Organismus. Auf die Psyche wirken sie ganz unmittelbar, werden jedoch durch unseren Geist gewertet und mit früheren Erfahrungsmustern in Verbindung gebracht und kontrolliert. Die unmittelbare Farberfahrung, löst eine mit der Farbe übereinkommende Stimmung in der Psyche aus. Die Voraussetzung, Farbtöne in ihrer Wesensart zu erfahren, beruht auf einer konzentrierten, meditativen Farbbetrachtung, die es ermöglicht Farbe als artspezifisch zu erfahren. Eine derartige Farbwahrnehmung vermittelt die psychoenergetische Entität der Farbe. Sie wird nicht länger durch Assoziationen geprägt sondern entspringt einem universellen Farbverständnis.
„Farben sind reale Kräfte, Taten des Lichts“ wie Goethe sagt. Die folgenden Texte sind ein Versuch, die energetischen und psychischen Eigenschaft der Farbe und deren Wirkung zu beschreiben. Farben werden in ihrer psychoenergetischen Dynamik (z.B. positiv-negativ, anregend-hemmend warm-kalt usw.), dargestellt. Empfindungen und Assoziation zu Farben sind individuell und werden sprachlich unterschiedlich definiert. Deshalb sind die psychoenergetischen Eigenschaften der Farbe nicht eindeutig zu umschreiben.
Farbe wird assoziativ mit dem Gegenständlichen verbunden. Die vordergrünigsten Assoziationen zu Rot, sind z.B. Glut, Feuer, Hitze und Blut. Aber auch ein bedeutungsvolles Erlebnis mit einem roten Gegestand aus der Kindheit z.B. Fahrrad, Ball, Pullover u.s.w. wird mit dem momentanen Farbeindruck in Beziehung gebracht. So kann ein Farbgegenstand eine Reihe Assoziationen und Gefühle in uns auslösen, die nur indirekt mit der Farbe in Verbindung stehen. Die Seele erfasst den Farbeindruck nicht rational sie verbindet ihn mit assoziativen, empirisch empfundenen, symbolischen, und universellen Inhalten. Ausserdem stellt sich die Frage ob Farbinhalte nicht auch durch ein kollektives Bewusstsein beeinflusst und mitbestimmt werden.
Die Esoterik, die indische Chakra-Theorie, die moderne Biologie, die Atomphysik sieht die Sinneswahrnehmungen (Farbwahrnehmung) des Menschen nicht in einer Subjekt-Objekt Beziehung. Der Mensch als Wahrnehmer ist mit seiner atomaren Struktur unzertrennlich mit dem Objekt verbunden und in der Totalität des Universums integriert. Er befindet sich nicht ausserhalb des Wahrnehmungsbereich als ein isoliertes Individuum. Er ist mit seiner atomaren Struktur mit anderen Molekularstrukturen im Raum verbunden und schwingt mit ihnen mit. Er unterscheidet sich einzig durch ein ihm eigenes artspezifisches, Muster der Molekularstruktur. Diese Sichtweise führt ihn zu einem neuen Farbverständnis und zu einem erweiterten Bewusstsein.
© Franz Immoos, Amsterdam 2009
Die Farben: